Hermann Burte - Leben und Werk

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Hermann Burte (eigentlich Hermann Strübe) wurde am 15. Februar 1879 ins Markgräflerland am Rheinknie bei Basel hineingeboren und verbrachte den größten Teil seines Lebens dort. Seine Eltern entstammen alteingesessenen alemannischen Familien. Vater Friedrich Strübe, Sohn eines Landwirts und Leinenwebers, war Buchhalter in einer Wiesentäler Textilfabrik. Mutter Elisabeth geb. Kuhny, Handwerkertochter, zog nebenHermann Burte Geburtshaus Hermann, dem ältesten, fünf weitere Kinder auf. Die Neigungen seiner Eltern wirkten auf Burte förderlich: Der Vater verehrte Hebel, Schiller und Uhland und schrieb selbst hochdeutsche und alemannische Gedichte, die in Zeitungen und Jahrbüchern des Markgräflerlands veröffentlicht wurden. Seine Mutter war geistig-religiös bestimmt, sie verehrte Luther. Von ihr soll Burte die Gabe des Zeichnens und die Neigung zum Realismus geerbt haben. Ihr zweiter Sohn, Adolf Strübe, wurde Professor für Malerei in der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und wie Burte selbst Kunstmaler.

Abbildung: Hermann Burtes Geburtshaus in Maulburg

Burte besuchte in seinem Geburtsort Maulburg die Volksschule und danach die Höhere Bürgerschule (Realschule) in Schopfheim und die Oberrealschule in Freiburg. Inzwischen wohnt die Familie in Lörrach. 1897 hielt er die Abitursrede auf Hebel. 26 Jahre später wird er selbst mit diesem alemannischen Dichter verglichen werden. Doch sein Berufswunsch war zunächst Maler.

1897 bis 1900 studierte Burte an der Großherzoglichen Badischen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, zugleich vertiefte er sich weiter in die geistige Welt der Klassik, die ihm sein Vater eröffnet hatte. Der Jüngling beschäftigte sich mit Shakespeare, Kleist, Hebbel, Nietzsche, Spitteler und besonders Jeremias Gotthelf, las auch Treischke und Chamberlain und bewunderte Bismarck. 1900 begann er ein Studium an der Großherzoglichen Akademie der Bildenden Künste in der badischen Residenzstadt, das ihn wenig befriedigte. 1904 bis 1907 unternahm er mehrere Studienreisen nach England und Frankreich. Er wollte dort das Kunststudium fortzusetzen, wurde aber immer mehr in den Bann der großen Literatur gezogen: Im National-Museum London las er Shakespeare, Bacon, Burns, Byron und Ruskin. Hier entschied sich, daß der junge Mann sein Leben der Dichtung widmen würde, neben der er freilich zeitlebens malen sollte, er erlangte dabei regionale Bedeutung. Mit seinen realistischen Bildern verdiente er einen Teil seines Lebensunterhalts, der oft nicht ausreichend gesichert war. „Der Dichter kann den Maler selten verleugnen", betont Magdalena Neff. "Ob in seiner Prosa oder im Gedicht, fast überall tritt uns machtvoll das Bild aus demHermann Burte 1910 Wort entgegen!“

Abbildung: Hermann Burte 1910

Die Berührung des Sohns einfacher Leute mit dem Adel hatte schon in Karlsruhe begonnen, sein Studienfreund Graf Friedrich Franz von Hochberg aus preußischem Hochadel begleitete ihn nach England, wo er auch dortige Adelskreise kennen lernte. Sie fand einen Niederschlag in seinen 1910 erschienenen Sonetten an Patricia, eine adlige Engländerin, die er – unerreichbar – liebte. In Paris las Burte Balzac, Beaudelaire, Rabelais, Richepin und Zola. Die Aufenthalte in England und Frankreich waren auch Begegnungen mit einer selbstbewußten nationalen Kultur. „Was in Deutschland damals verkümmerte, sah er zu jener Zeit in England gesteigert“ (Erich Wirsig).

In der Großstadt an der Seine schrieb Hermann Burte 1905 sein erstes, von Heimweh zeugendes alemannisches Gedicht. Er nahm an einem Romanwettbewerb teil, durch den sein späterer Verleger, der aus Basel stammende Gideon Karl Sarasin, auf ihn aufmerksam wurde. Bei Sarasin erschienen dann 1907 Drei Einakter, Hermann Strübe verwendete in diesem seinem ersten Buch das Pseudonym Burte, unter dem er von nun an publizierte. Bereits in Der kranke König, dem ersten der Einakter, betrachtete Burte, historisch verkleidet und in die Zeit um 1000 in Bagdad versetzt, die schwächliche Regentschaft Wilhelms II.; seine Kritik ist vom friderizianischen Ideal inspiriert. Das fürstliche bzw. königliche Führertum thematisieren weitere Dramen, die in kurzer Zeit folgten: Herzog Utz (1908 fertiggestellt), Katte (1914 vollendet) und Warbeck, sein letztes Stück vor den Krieg. Das Preußendrama Katte, Burtes erfolgreichstes Drama, wurde bis 1945 an 50 Bühnen aufgeführt. Hier ist ein Leitmotiv Burtes in Szene gesetzt, nach dem der Staat, das Ganze, nicht ohne starkes Königtum gedeihen kann, und das Königtum, die Staatsführung, nicht stark sein kann ohne die bedingungslose Unterwerfung des einzelnen. Das Drama wurde noch 1914 für den Schillerpreis vorgeschlagen, doch der König von Preußen (Kaiser Wilhelm II.) lehnte ab. 1927 wurde Burte erneut vorgeschlagen und bekam den Preis zusammen mit Franz Werfel und Fritz von Unruh.

Im Sommer 1911 schrieb der Lörracher im schweizerischen Arlesheim sein Buch Wiltfeber, der ewige Deutsche – die Geschichte eines Heimatsuchers, welches bis heute Aufsehen erregt. Dieses Romanwerk war „ein unholdes, atembeklemmendes, verwirrendes Buch (...), das mit sprachschöpferischer Gewalt (und Gewaltsamkeit) ein packendes, aber erschreckend düsteres Bild der Zersetzung des geistigen Deutschlands vor dem Kriege gibt und mit hoher Wirkungskraft deutschen Fehlern und Micheleien aller Art zu Leibe rückt“ (Paul Wittko). Diese Zustände sind für den Protagonisten Wiltfeber geschwächter Herrschaft und mangelndem Herrschaftswillen geschuldet, die er allenthalben ausmacht, in der Führung eines bäuerlichen Gutes, in der Regierung des Landes ... Darin wird ein Deutschland gezeigt, in dem der Tüchtige beargwohnt wurde, der Spießer herrschte; zwischen den Zeilen wird Kritik am Kaiser laut.

Der Einfluß Nietzsches und der Lebensreformbewegungen auf den Wiltfeber ist unverkennbar. Der „Prosaroman“ begeisterte viele Zeitgenossen, darunter Richard Dehmel, der ihn als „echtes Epos“ einschätzte und ihn noch 1912, im Erscheinungsjahr, für den Kleistpreis auswählte. Der Roman erlebte bis 1940 eine Gesamtauflage von 75.000 und war Burtes meistverkauftes Werk. Auch Walther Rathenau wurde auf Burte aufmerksam und nannte das Werk ein „starkes und stolzes Buch“. Es stand am Anfang einer Freundschaft der beiden, die bis zum Ende des Weltkriegs gepflegt werden sollte. Rathenau förderte Burte und sein Werk; Burte wiederum setzte der Beziehung in seiner Schrift Mit Rathenau am Oberrhein ein Denkmal (geschrieben 1917; erschienen 1925 als Privatdruck sowie 1948).

Zwischen 1905 und 1913 entstanden auch die meisten alemannischen Gedichte, die Burte kriegsbedingt erst 1923 veröffentlichen konnte. Der Band trägt den Mädchennamen Madlee [Betonung auf der ersten, gedehnten Silbe], er ist „voller Widersprüche, Kühnheiten und Gewagtheiten, strotzend von Geist und Leben, in der ganzen deutschen Mundartdichtung einzigartig“ (Otto von Greyerz). In der Madlee fällt der Blick nicht primär wie im Katte und weiteren Dramen auf die Adelsgesellschaft, sondern auf die einfachen Menschen im Land, Fabrikarbeiterinnen, Bauern, die freilich auch in Burtes anderen Werken am Rande immer wieder zu Wort kommen, im Wiltfeber und in der Madlee aber zentral. Im Mundartband bietet der Dichter „soziale Fragen, Schreie der Gequälten und Entrechteten, stellt auch das Bild des Menschen noch dort auf, wo Obrigkeit und Spießer Verirrung oder Schuld erkennen“ (Richard Gäng). Er erweist sich als intimer Kenner und Darsteller der einfachen Menschen seiner Heimat. Hermann Burte revolutionierte die von Johann Peter Hebel begründete alemannische Dialektdichtung im Industriezeitalter und erwies damit dem Alemannischen einen unschätzbaren Dienst. 1924 wurde ihm dafür von der Universität Freiburg i.B. die Ehrendoktorwürde verliehen.

Der Erste Weltkrieg bremste die produktivste Schaffensphase im Leben des Dichters aus. Burte war, anders als nach 1945 aus seinem Wiltfeber herausgelesen wurde, kein Freund des Krieges, dies wird etwa in seinem Brief an Rathenau vom 3. Januar 1915 deutlich. Sein Anfang 1915 weitgehend fertiggestelltes Drama Warbeck zeigt die Tragik eines Königsohns, der untergeht, weil er sein Volk für sein Recht nicht dem Krieg aussetzen will. Das Werk konnte erst 1920 in Karlsruhe zur Uraufführung kommen, ging erst 1935 in Druck und 1936 noch auf die Berliner Volksbühne und das Mannheimer Theater, um dann aber in der Versenkung zu verschwinden. Burte schreibt 1935 zu Warbeck: „Er tut das Rechte, aber er unterliegt, 'als ein König derer, die da kommen werden', wenn einst ein besserer Gedanke mehr Wirkung tun wird als die stärkere Gewalt und der Geist so zum Meister der Erde geworden sein wird, daß alle Entscheidungen in seiner Sphäre fallen.“ Hier wird eine Motivation Burtes deutlich, die sich durch sein ganzes Werk zieht: „Der Geischt mueß Meischter werden in der Welt.“ – eine von seinem Vater übernommene Maxime. Dieses Ziel strebt er mit seinem Schaffen an, verweigert sich auf dem Weg dahin aber nicht der Realpolitik: So stellt er sich im Völkerringen in den Dienst des nicht gewollten Krieges – im ersten in den Dienst des Auswärtigen Amtes und einer Postüberwachungsstelle. Hermann Burte 1917 Hier vollendete er die Tragödie Simson, sie erschien 1917 im Druck.

Abbildung: Hermann Burte 1917

Wiltfeber hatte seine Heimat geprüft, nach Wegen ihrer Rettung gesonnen und mit den Worten „Genieß und stirb!“ resigniert. Der Protagonist Simson, ein Israelit, kämpft unter den feindlichen Philistern im Dienst Gottes, lässt sich zwar von Braut und Dirne zu Fall bringen, steht aber wieder auf und stirbt im Kampf: „Willst du Gott in dir entbinden, so muß der Mensch in Stücke gehen.“ Anders als Wiltfeber befreit Simson durch das Opfer seines Lebens sein Land.

Mit dem Simson als neuestem Stück trat Burte in die republikanische Zeit ein. Seine „dichterisch vorgetragene Staatslehre vom starken Königtum“ in seinen ersten Dramen ist nun „im höchsten Maße unzeitgemäß und war es schon im Zeitalter der durch Parlamente beschränkten Monarchie“ (Engelbert Oeftering), aber auch die religiöse Problemstellung im Simson entsprach nicht dem Empfinden der Zeit. Doch der 4. Akt hat „dem geknechteten Vaterland einen Spiegel vorgehalten, in den man nicht ohne Erschütterung blickte“ (Oeftering). Entsprechend charakterisierte Paul Wittko 1928 Burtes „Simson“ als „die wohl deutscheste Tragödie der letzten anderthalb Jahrzehnte – darum von den Bühnen des heutigen Deutschlands gemieden ...!“ Burte selbst bezeichnet sich 1933 rückblickend als „Dichter, dessen Stücke in seinem Heimatlande nicht aufgeführt werden“.

Hermann Burte war „politischer Dichter“ und insofern „die wirklich legitime dichterische Nachfolge Kleists in unserem Jahrhundert“ (Heinrich Berl); 1919 trat er der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei und blieb ihr bis zur Auflösung 1933 treu. 1924 gründete er die 14-tägige Zeitschrift Der Markgräfler mit und redigierte sie. Das formal unabhängige Blatt vertrat durch Beiträge externer deutschnationaler und konservativer Autoren die Politik der DNVP und konservatives Gedankengut. Viele Beiträge zu Literatur und Kunst stammen aus der Feder Burtes, das Blatt brachte auch Werksproben des Lörracher und anderer Badischer, aber auch Schweizer Dichter und Schriftsteller.

In der Weimarer Zeit entstanden die Bühnenstücke Apollon und Kassandra (1926), Krist vor Gericht (1930) und Prometheus (1932), letzteren zählt Berl neben Wiltfeber und Simson zu seinen „drei Hauptwerken“.

Trägt der Gedichtband Madlee den Namen der erdverbundenen heimatlichen Frauenrolle im Wiltfeber, ist Ursula der Name der geistigen, nordischen Frauenrolle im Heimatsucherbuch. Aus dem 1930 erschienenen hochdeutschen Lyrikband Ursula machten vorveröffentlichte Leseproben auf Rilke den „größten Eindruck“: „Ein Gedicht wie diese ‚Himmlische Ernte’ ist ein allgemeiner deutscher Besitz, ein Gut von solcher Reinheit und Gnade, daß es für sich allein ausreicht, den gründlichen Reichtum des Dichters für immer zu erweisen.“ Weitere Lyrik folgte 1938 (Anker am Rhein) und in den 50er Jahren mehrere Bände.

Das Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung Anfang der 30er Jahre zwang den deutschnationalen Politiker zur Stellungnahme. Burte ersehnte zwar selbst eine „nationale Revolution“, traute Hitler aber die menschlichen Qualitäten nicht zu, diese segensreich führen zu können. 1932 trat er offen gegen Hitler auf, sei es in Flugblättern und Reden, sei es in Briefen etwa an Hans Grimm oder an Edgar Julius Jung, dem Vordenker und späteren Märtyrer der „konservativen Revolution“. Zu Jungs NS-kritischem Artikel im Juni 1932 signalisierte er „begeisterte Zustimmung“ (Jung), ein weiteres Mal noch im April 1933. Burtes Exposition gegen Hitler führte zum Zerwürfnis mit Autoren des Markgräfler, der im April 1932 eingestellt wurde. Durch seine Agitation setzte er sich Angriffen der lokalen SA aus, aber auch des Völkischen Beobachters vom 18. November 1932, der ihm „nicht wiederzugebende Beschimpfungen des erwachten Deutschlands“ vorwarf.

Doch noch 1933 begannen Kulturfunktionäre des Regimes, Burte zu umwerben. Sein Wiltfeber, mithin er selbst, wurde zum „Künder des Dritten Reiches“ verklärt und der Dichter, der dieses Werk noch 1927 für zeitbedingt erklärt und sich eine parteiliche Ausnutzung verbeten hatte, ließ es nun geschehen. Innen und außenpolitische Erfolge Hitlers machten ihn gewogen; die als Boykott empfundene Zurücksetzung des Dramatikers in der Weimarer Zeit verkehrte sich in ihr Gegenteil. Unveröffentlichte Werke (Warbeck, Der besiegte Lurch) kamen in Druck, der Prometheus kam auf dieHermann Burte: Libretto zur Oper "Das Schloss Dürande" Bühne. Ältere Werke wurden neu inszeniert und/oder neu aufgelegt. 1934 legte er eine Übersetzung von Werken Voltaires vor. 1936 trat er auf Wunsch Rainer Schlössers der NSDAP bei. Freilich wurden auch Werke Burtes gebannt – sein alttestamentarischer Simson hatte von vorneherein keine Chance, sein christlich-religiöses Stück Krist vor Gericht hat Goebbels verboten. Sein Libretto zur Schoeck-Oper Das Schloß Dürande wurde von Göring 1943 als „Werk eines Wahnsinnigen“ beurteilt, was das Aus für die Oper bedeutete. Goebbels notierte über Burte: „Keine Leuchte. Ein alemannischer Spießer.“ und beurteilte seine Dramen Katte und Herzog und Henker (= Herzog Utz) als „zu sentimental“ bzw. als „uns weltenweit fern“.

Nach außen wurde der Dichter, namentlich zu seinem 60. Geburtstag, geehrt und besonders im Krieg auch gefordert: mit Lesungen und Reden bei Kulturveranstaltungen, zum Teil publiziert in Sieben Reden von Burte (1943). Hier zollte er Hitler verbalen Tribut, vertrat aber zwischen den Zeilen zum Teil abweichende, konservative Positionen zu Literatur und Kultur. Fast offener Widerspruch wie in seinem großen alemannischen Gedicht Hebel rassisch! (1939), in dem er gegen die NS-Rassenlehre stichelt, ist jedoch selten.

Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches kam Burte wegen seiner Verstrickung im Nationalsozialismus für neun Monate in französische Haft; hier entstand nach dem Übersetzungswerk Gedichte Voltaires (1934) ein weiteres: Adler und Rose (1949), eine Übertragung französischer Gedichte aus vier Jahrhunderten. Er wurde nach der Haft aus Lörrach ausgewiesen, nahm Exil in Efringen-Kirchen und kehrte 1958 bis zu seinem Tod in seinen Geburtsort Maulburg zurück.

„Drei Katastrophen, drei Felsstürze haben meinen Weg (...) zertrümmert (...): 1918 zerbrach das Kaisertum, 1933 das Bürgertum, 1945 das eigentliche Deutschtum. Nach jedem Wetterschlage ging die Zeit, d.h. das Empfinden der anderen weiter und weiter von mir weg (...).“ In dieser biographischen Notiz beklagt Hermann Burte auch „das grauenhaft einfache und einfältige Urteilen der Menschen“; er mußte noch im Jahr vor seinem Tod eine internationale politische Kampagne erleben, im Rahmen derer der Spiegel ihn „Mord-Barde“ nannte.

Nach 1945 wurde noch neue und bisher unveröffentlichte Lyrik Burtes herausgegeben; vom älteren Werk erlebten Mit Rathenau am Oberrhein 1948 und Madlee 1950 und 1978 neue Auflagen. Die "Frage nach der Bewährung des Menschen vor Gott", die bei Burte hinter dem "äußeren Glanz und der äußeren Kraftgebärde" (Rupert Gießler) immer gestanden hatte, trat in seinem späteren Werk weiter in denHermann-Burte-Straße Maulburg Vordergrund.

Hermann Burte starb am 21. März 1960 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Maulburg.

Seine alemannische Lyrik wurde als „das Bleibende" an seinem Schaffen eingeschätzt, „diese alemannischen Gedichte sind heute lebendig in Volk und Heimat“ schrieb Rupert Gießler, der Feuilletonchef der Badischen Zeitung, 1960 im Nachruf auf den Dichter. Er wurde posthum in mehreren Ortschaften Südbadens unter anderem durch Straßennamen geehrt.

Doch die Stimmung der Markgräfler und Alemannen begann 1978 zu kippen, als Wolfgang Heidenreich in einer polemischen Rundfunksendung Burte als „völkischen und rassistischen Poltergeist“ und „Hitler-Herold“ denunzierte. In der Folge gab es politische Kampagnen mit dem Ziel, die Benennungen von Straßen nach ihm rückgängig zu machen. Eine einseitig-kritische Ausstellung Kathryn Babecks unter dem Namen "Hermann Burte und der Nationalsozialismus" wurde 2007 in Lörrach gezeigt. Weitere Autoren haben das Material Heidenreichs und Babecks ausgeschlachtet und zu erweitern versucht.

Kurz vor Burtes Tod wurde in Lörrach die Hermann-Burte-Gesellschaft gegründet; die den Dichter noch jahrelang öffentlich gegen die massiven politischen Angriffe verteidigte. Seit dem Jahr 2000 ist der Nachlaß des Dichters im Maulburger Hermann-Burte-Archiv öffentlich zugänglich. Davor hatte Magdalena Neff den Nachlaß gepflegt; sie war seit Mitte der vierziger Jahre seine Sekretärin gewesen.

Harald Noth/NN

Bibliographie:
Werke in Auswahl; nach Jahr der ersten Publikation:

1907 Drei Einakter
1910 Patricia (154 Sonette)
1912 Wiltfeber der ewige Deutsche. Die Geschichte eines Heimatsuchers (erw. Neuauflage 1927); 
1913 Die Flügelspielerin. 77 Sonette, (1921 um 34 Sonette vermehrte Neuauflage unter dem Titel Die Flügelspielerin und ihr Tod)
1913 Herzog Utz. Schauspiel
1914 Katte. Ein Schauspiel in fünf Akten
1917 Simson (Schauspiel)
1921 Der letzte Zeuge. Bühnenstück in drei Aufzügen
1923 Madlee. Alemannische Gedichte (212 Gedichte) (1993 erweiterte Neuauflage)
1925 Mit Rathenau am Oberrhein (autobiographisches Fragment) (1948 erweiterte Neuauflage)
1926 Apollon und Kassandra. Dramatische Dichtung in Versen
1930 Krist vor Gericht (Drama)
1930 Ursula (232 Gedichte)
1930 August Corrodis "Burnslieder" in: August Corrodi als Dichter und Maler. Ein Gedenkbuch
1931 Über Basels Geist und Gestalt, o. J.
1932 Prometheus. Eine Dichtung für die Bühne
1933 Der besiegte Lurch. Ein Gleichnis des Kampfes gegen das Leiden, o. J.
1934 Gedichte Voltaires, ins Deutsche übertragen (46 Übertragungen)
1935 Warbeck (Schauspiel)

Auswahl von Werken Hermann Burtes

1938 Anker am Rhein. Eine Auswahl neuer Gedichte (51 Gedichte)
1943 Sieben Reden
1943 Libretto zu: Das Schloß Dürande. Oper in 4 Akten. Dichtung nach der Eichendorffschen Novelle. Komponist: Othmar Schoeck
1944 Hermann Burte gegen John Maesfield. Deutsche Antwort auf englische Verse
1944 Rede auf Börries Freiherr von Münchhausen
1949 Adler und Rose. Übersetzungen französischer Gedichte aus vier Jahrhunderten, französisch und deutsch (94 Übersetzungen)
1950 Die Seele des Maien. Gedichte um Hebel (27 hochdeutsche und alemannische Gedichte) (1982 erweiterte Neuauflage mit Zeichnungen)
1953 Das Heil im Geiste (277 Gedichte)
1953 Psalter um Krist. Geistliche Strophen 53 Gedichte (1985 erweiterte Neuauflage mit Zeichnungen)
1957 Stirn unter Sternen (210 Gedichte)
1957 Lied aus Murperg [= Maulburg] (50 alemannische und hochdeutsche Gedichte) o. J.
1959 Auswahl aus seinen Werken
posthum:
1963 An Klotzen, Rhein und Blauen (46 alemannische und hochdeutsche Gedichte)
1978 Gedichte. Auswahl (157 Gedichte aus verschiedenen Werken, 9 Übersetzungen)
1978 Do wo der Rhy go Norde zieht ... . Lieder und Gedichte in Alemannisch und Hochdeutsch (Schallplatte)
1978 Skizzen (78 Skizzen; Einführung von Robert Feger)
1982 Zehn Handschriften
1990 Ausfahrt und Heimkehr. Gedichte aus dem Nachlass (131 Gedichte; Zeichnungen und Gemälde)

Titel, Auszeichnungen:

1912 Kleistpreis; 1924 Ehrendoktor der Universität Freiburg i.B.; 1927 Schillerpreis; 1929 Ehrenbürger der Gemeinde Maulburg; 1936 Hebelpreis; 1937 Lyrikpreis der Zeitschrift Dame; 1938 Deutscher Mundartenpreis ("Goldener Spatz von Wuppertal"); 1939 Goethe-Medallie für Kunst und Wissenschaft; 1939 Ehrenbürger der Stadt Lörrach; 1944 Hans-Thoma-Medallie (für sein Schaffen als Maler); 1944 Scheffelring; 1953 Ehrenring des Deutschen Kulturwerkes; 1957 Jean-Paul-Medallie; 1958 Ehrenbürger der Gemeinde Efringen-Kirchen

www.hermann-burte.de