Stimmen von Kennern zur Gefährlichkeit des Regimes im Irak - rechtfertigt sie einen Krieg?

 

William Cohen, US-Verteidigungsminister unter Bill Clinton,

erklärte am 13. 1. 2001 in seiner Abschiedspressekonferenz: "Saddam Husseins Streitkräfte befinden sich in einem Zustand, in dem er keine Gefahr mehr für seine Nachbarn darstellen kann." (zitiert nach Todenhöfer, Wer weint schon um Abdul und Tanaya?)

 

Scott Ritter, sechs Jahre lang Leiter der UN-Waffeninspektoren im Irak

Michael Wrase schreibt in der Badischen Zeitung vom 9. 9. 2002, Ritter sei sechs Jahre lang der hartnäckigste Waffeninspektor der UNO gewesen. Wegen seiner Erfolge beim Aufspüren verbotener Rüstungsgüter im Verlaufe von 40 Inspektionen hätten ihn Iraker zum Staatsfeind erkoren. Das änderte sich erst, als Ritter im August 1998 zurücktrat und wenige Monate später enthüllte, dass bei den Überwachungsaktionen der UNO Daten ermittelt wurden, die die USA bei ihren Luftangriffen im Dezember 1998 verwerteten. "Auf Befehl von oben" habe er mehrere "amerikanische black boxes" für das Abhören des Funk- und Telefonverkehrs im Großraum Bagdad installieren müssen. Mit israelischer Hilfe sei es gelungen, den Code zu knacken, den Saddam benutzt, um Anweisungen zum Verstecken von Waffen zu geben. Israel habe regelmäßig Informationen über irakische Rüstungsprogramme, mitunter Kopien von Filmen des US-Aufklärungsflugzeugs U-2, erhalten. Ähnliche Enthüllungen, so Michael Wrase weiter, hätten auch andere UN-Abrüstungsinspektoren gemacht. UNO und US-Regierung bestreiten die Spionagevorwürfe.

Im September 2002 reiste Ex-Chefinspektor Scott Ritter erneut in den Irak. Es gebe keine Beweise dafür, dass der Irak noch Massenvernichtungswaffen besitze oder herstelle, sagte der ehemalige Staatsfeind Ritter im irakischen Parlament. 95 Prozent der ABC-Waffen seien, größtenteils unter seiner Aufsicht, vernichtet worden. Bagdad müsse den UN-Waffenfahndern allerdings ein letztes Mal ungehinderten Zutritt gewähren. Er sei in den Irak gekommen, um mit „Richtigstellungen“ einen Krieg zu verhindern, sagte Ritter weiter.

 

Aus einem Interview mit dem ägyptischen Politiker Butros Butros Ghali, von 1992 bis 1996 Generalsekretär der Vereinten Nationen:

Bagdad stellt schon lange keine Gefahr für seine Nachbarn mehr dar, geschweige denn für die Supermacht Amerika. (Der Spiegel, 13. 1. 2003)

 

Aus der Erklärung von Denis Halliday, früherer stellvertretender UN-Generalsekretär:

Der aus Irland stammende Politiker war von 1997 bis 1998 in Bagdad Koordinator des von den Vereinten Nationen aufgelegten Irakprogramms "Öl für Lebensmittel". Er warf während seiner derzeitigen Irakreise den Vereinigten Staaten die Vorbereitung eines "Angriffskrieges" vor. Derzeit stelle der Irak keinerlei Bedrohung für den Nahen Osten oder die USA dar. Es seien "messianischer Eifer" sowie "simplizistisches Denken", welches das Konzept der "Achse des Bösen" geboren habe. (Nach: Süddeutsche Zeitung, 28. 1. 2003)

 

Badische Zeitung (Andreas Zumach und Agenturen) am 27. 1. 03, kurz vor dem Bericht von Chefinspekteur Hans Blix: 

Die UNO-Waffenkontrollkommission (UNMOVIC) und die internationale Atomenergiebehörde (IAEO) haben bei ihren seit 60 Tagen laufenden Rüstungsinspektionen bislang keine Beweise gefunden für die Existenz atomarer, chemischer und biologischer Massenvernichtungsmittel oder ballistischer Raketen beziehungsweise für aktive Programme zur Herstellung dieser dem Irak verbotenen Waffengattungen. Entsprechende Verdachtsmomente bleiben jedoch bestehen, weil die Regierung in Bagdad zahlreiche Fragen der Inspekteure weiterhin nicht befriedigend beantwortet hat und "aktive Kooperation" vermissen lässt. Das sind die Kernaussagen des ersten umfassenden Zwischenberichts. Blix und al-Baradei werden erklären, ohne eine Fortsetzung der Inspektionen um mindestens mehrere Monate, werde eine abschließende Beurteilung nicht möglich sein.

 

Peter Scholl-Latour, Journalist und einer der besten deutschen Nahostkenner Anfang Februar 2003 im ZDF-Interview:

Johannes B. Kerner: Welche Gefahr geht aus von Saddam Hussein? Welche Gefahr würde von ihm ausgehen, wenn es keinen Krieg gäbe?

Peter Scholl-Latour: Dem Mann hat man im Grunde schon die Zähne gezogen, nicht wahr. Im Krieg gegen den Iran, den er angestiftet hat mit Hilfe der Amerikaner, hat er furchtbare Verluste gehabt, dann kam der Golfkrieg, da wurde seine Armee zusammengehauen, er hat höchstens noch ein Drittel, jetzt sind die Waffeninspekteure im Land und damit auch viele Spione und da weiß man ungefähr alles was er hat. Der ist einer der schwächsten Diktatoren in der Gegend.

Kerner: Die Tatsache, dass er vielleicht Massenvernichtungswaffen hat, beunruhigt sie nicht?

Scholl-Latour: Er hat ein paar chemische und biologische Waffen, Atomwaffen hat er mit Sicherheit nicht (...) Chemische Waffen können Sie selbst in ihrer Garage erzeugen. Das kann jeder machen, das kann man gar nicht verhindern (...) Da sind viele andere Staaten, die viel gefährlicher sein können. (...) Kollege Leimdeck, der gute Beziehungen hat, schreibt in der Süddeutschen Zeitung, was da ist. Natürlich hat er noch ein paar Sachen versteckt, aber viel ist das nicht.

 

Joschka Fischer am 5. 2. 2003 im UN-Sicherheitsrat:

Trotz aller Schwierigkeiten waren die Anstrengungen der UNO zur Abrüstung des Irak in der Vergangenheit nicht erfolglos. Die Inspekteure haben in den 90er Jahren mehr Kapazitäten an Massenvernichtungswaffen zerstören können als dies im Golfkrieg geschah. Das Bedrohungspotential des Irak konnte deutlich reduziert werden. (zitiert nach www.auswaertiges-amt.de)

 

Amerikanisch-britischi Bewiis ...

Am 5. 2. 2003 het dr Collin Powell im Unsicherheitsrat "wichtigi Bewiis" vorglegt, ass dr Irak halt doch d Wält bedroht. Diä andere Ratsmitgliider hän adächtig zueghorcht. Dä Uftritt vum amerikanische Üsseminischter im UN-Sicherheitsrat isch wichtig gsii fir s amerikanisch Fernsehpublikum.  Zu däne "Bewiis" ghert e Luftbild vu gääle LKW un e zweits Bild vum gliche Ort, wu d LKW nimmi druf sin - d irakisch Boscht vor un noch dr Abfahrt? Oder Waffefabrike uf Räder? Dr Powell meint natiirlig Waffefabrike. Eine vu sinene Bewiis am 5. 2. - eine vu sinene beschte, wiä ner gsait het - stammt vum Tony Blair: E "Dossier vum britische Gheimdiänscht" iber d illegale Waffe vum Irak. Halt emol, so ebis hämmer doch schommol gläse, hän drno e baar Lit gsait. Un hän e alti Arbet vum e kalifornische Stüdänt, vum Ibrahim al-Marashi, mit däm Dossier vergliche ... Sticker zeh vu niinzeh Sitte vum Dossier sin do abgschriibe gsii, zämme mit dr Rächtschriibfähler, un diä Fakte (?) sin zum Deil 12 Johr alt ... 

 

Micha Brumlik, Direktor des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocausts am 6. 3. 2003 in der Badischen Zeitung:

BZ: Von Konservativen, aber auch von manchen Linken sowie amerikanischen und israelischen Intellektuellen wird die deutsche und französische Haltung dem Irak gegenüber mit der Appeasement-Politik des Münchner Abkommens verglichen.

Brumlik: Die gegenwärtige Lage lässt sich nicht mit der von 1938 vergleichen. Damals bestand eine bedrohliche Lage. Das aggressive Deutsche Reich, dessen militärische Kräfte kaum bekannt waren, sollte durch eine Politik des Appeasement eingehegt werden. Heute haben wir es mit einem militärischen Zwerg zu tun, der auch ökonomisch am Boden liegt und nur noch über einige wenige hochgefährliche Waffen verfügt. Deswegen ist es demagogisch, diesen Vergleich immer wieder zu bringen.

BZ: Bei dem Vergleich geht es doch weniger um die Annahme, der Irak könne eine ganze Region beherrschen wie damals Deutschland Kontinentaleuropa. Man befürchtet vielmehr, ein Regime, das zweimal Massenvernichtungsmittel eingesetzt hat, könne dies wieder tun. Bei Israel würde eine einzige Atombombe reichen.

Brumlik: Ja, aber der israelische Generalstabschef Bugi Ya'alon hat immer wieder gesagt, es bestehe für Israel derzeit keine große Gefahr. Ich kann mich nicht erinnern, dass Israel in der letzten Zeit mit besonderer Besorgnis auf den Irak geschaut hat.

 

Aus einem Interview mit Scheich Ahmed Saki al-Jamani (1962 bis 1986 Erdölminister Saudi-Arabiens und heute Leiter des Centre for Global Energy Studies in London):

Der Spiegel, 13. 1. 2003

Im Interview werden drei mögliche Szenarien für den Fall eines Angriffs der USA und der Briten auf den Irak erörtert. Auszüge:

Spiegel: Und wenn Saddams Regime innerhalb weniger Tage zusammenbricht ...

Jamani: ... dann würden wir in der Tat viel niedrigere Ölpreise als heute bekommen. Beschäftigen wir uns also mit dem Wunsch-Szenario Washingtons: In Bagdad sitzt eine US-Statthalterregierung. Irak könnte innerhalb sehr kurzer Zeit seine Erdölproduktion fast verdoppeln, innerhalb eines Jahrzehnt sogar vervierfachen. Mit dem ungehindert gepumpten Erdöl aus anderen Boomregionen würde sich eine regelrechte Ölschwemme ergeben, die den Preis deutlich unter 15 Dollar drückt. Für die westlichen Konsumenten wäre das sehr erfreulich, für die Produzentenstaaten dagegen eine Katastrophe. (...)

Spiegel: Täuscht der Eindruck, dass Präsident Bush Saudi Arabien als politischen Partner und Haupt-Öllieferanten Washingtons aufgegeben hat?

Jamani: (...) Nach den 11. September 2001 (...) haben US-Regierungskreise eine Mitschuld der saudischen Regierung am Terror ausgemacht und wollen nun die Abhängigkeit möglichst umgehend beenden. Sie setzen auf Öl aus dem Kaspischen Meer, aus Russland, aus Afrika - aber die einzige sichere Energiequelle in der Größenordnung von Saudi-Arabien ist der Irak, der Staat mit den zweitgrößten Erdölreserven der Welt. (...) Das Öl ist von hoher Qualität, extrem leicht auszubeuten - und auf neuen, für die USA politisch ungefährlichen Wegen zu transportieren. (...)

Spiegel: Für Sie ist diese Überlegung der wahre Kriegsgrund Bushs?

Jamani: Ja. Erdöl ist eine sehr, sehr wichtige Sache. Playboys sagen: Cherchez la femme; Politiker denken: Cherchez le pétrole. (...)

Im Noth Harald si BRIÄF ÜS ALEMANNIÄ - www.noth.net