Nai hämmer gsait

Eine Serie mit Bildern von Meinrad Schwörer, Wyhl

Ilse und Meinrad Schwörer

Siehe auch: Froge an e Wyhl-Veteran

1. Der Widerstand der regionalen Bevölkerung gegen das geplante KKW in Wyhl (Baden) spitzte sich bis zur zweiten Besetzung des Bauplatzes am 23. Februar 1975 zu. An diesem Tag demonstrierten fast 30.000 Menschen am Platz. Das Bild entstand zwei Tage vor dieser zweiten und "endgültigen" Besetzung. KKW-Gegner diskutieren mit Polizisten, die "den Bauplatz schützen" und bieten ihnen Essen und Trinken an.

virschi = "vor sich" = vorwärts

2. An der Bewegung waren nicht nur Kaiserstühler, Badener beteiligt, sondern auch elsässische Nachbarn. Eine grenzüberschreitende Solidarität hatte sich schon im Zuge des Kampfes gegen das in Marckolsheim (Elsaß) geplante Bleichemiewerk entwickelt. Im kleinen Bild: Ein Transparent bei der Platzbesetzung am 12. 9. 1974 im linksrheinischen Marckolsheim. Im großen Bild: Demonstranten mit alemannischen und hochdeutschen Plakaten auf der rechten Rheinseite. 

3. Eine Abstimmung in der Gemeinde Wyhl über den Verkauf des Geländes für das KKW im Januar 1975 erbrachte 54% Prostimmen. Viele Bürger glaubten den Versprechungen und Beschwichtigungen der Kraftwerksbetreiber und hofften auf Arbeitsplätze und saftige Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde. In den umliegenden Gemeinden gab es aber große Mehrheiten gegen das Projekt, darunter gerade auch in der Weinbau treibenden Bevölkerung. Im Bild eine Demonstration im benachbarten Weisweil bald nach dem Wyhler Bürgerentscheid.

4. Auf dem besetzten Platz im Wyhler Wald entstand, wie schon zuvor auf dem besetzten Platz in Marckolsheim, ein Freindschaftshüs, in dem Nachbarn von hüben und drüben übernachteten und Wache hielten. Die Besetzung dauerte vom Februar bis in den November 1975.

Drucke go zum Freindschftshüüs goh

5. Im Freindschaftshüs fanden auch kulturelle Aktivitäten statt, so die Veranstaltungen der "Volkshochschule Wyhler Wald". Im Bild der badisch-alemannische Dichter Gerhard Jung bei einer Lesung im "auf illegalem Gelände" stehenden Freindschaftshüüs.

Das KKW in Wyhl konnte 1975 durch den Widerstand der badischen und elsässischen Bevölkerung Gott-sei-Dank verhindert werden. Doch wenige Kilometer südlich strahlt ein unverhindertes KKW bis heute still vor sich hin und stolpert friedlich von Störfall zu Störfall - der Reaktor im elsässischen Fessenheim. Nach einem schmerzlichen Erwachen 1986, bei der Katastrophe in Tschernobyl, wird das Thema heute wieder weitgehend erfolgreich verdrängt. Weitere Infos zu KKW Fessenheim, dem Schläfer am Oberrhein, und anderen Umweltproblemen im Dreyeckland: www.bund-freiburg.de