Theo Klaus

Theo Klaus

Theo Klaus, Neuer Weg 4, 79235 Vogtsburg, Tel. 07662/315

Theo Klaus wurde am 31. 1. 1935 in Bischoffingen geboren und ist dem Ort bis heute treu geblieben - er wohnt in seinem Elternhaus. Nach der Volksschule in Bischoffingen und der landwirtschaftlichen Berufsschule in Oberrotweil gründete er ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen (Mähdrescher, Kartoffelvollernter). 1960 wurde er Gemeinderechner von Bischoffingen; neben diesem Amt führte er auch den elterlichen Weinbaubetrieb weiter. Von 1981 bis zur Pensionierung 1998 war Theo Klaus Hauptamtsleiter der Stadt Vogtsburg, zu der Bischoffingen seit der Gemeindereform gehört. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war er in verschiedenen Vereinen ehrenamtlich als Vorstandsmitglied tätig - meist als Rechner oder Schriftführer. Wer hinter diesen Daten einen Mann mit trockenen Beamtensinn vermutet, darf sich durch seine Gedichte eines Besseren belehren lassen.

Veröffentlichungen:

Unser Dorf in alter Zeit (Bildband Bischoffingen, 1996)

He dü liebi Zit - Alemannische Gedichte, Freiburg 2002

Kostproben:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebbis
 

S gibt Wörter die sin bsunders wichtig,

au bi dr Mundart isch des richtig.
Des Wort „ebbis“ brücht mer immer,
ohni des wär alles schlimmer.
Wenn dir irgend „ebbis“ fehlt,
oder dich halt „ebbis“ quält,
muesch drgege „ebbis“mache,
viellicht gibt‘s au „ebbis“ z‘lache.
Mit „ebbis“fangt scho alles a:
S muess ebber mit ebberem „ebbis“ ha,
un sin drno zwei zalwander eins,
no kriege sie bal druff ,,ebbis“ Kleins.
Un isch des Kind drno uff dr Welt,
kann‘s sie daß ihm mengmol „ebbis“fehlt.
Un duet ihm irgend „ebbis“ weh,
no kriegt‘s halt e Kamilletee.
Isch ihm noch trotzdem „ebbis“ bliebe,
mueß ihm dr Dokter „ebbis“ verschriebe.
Un öfters, meischtens in dr Nacht,
het s Kind halt „ebbis“ in d‘Windle g‘macht.
“Ebbis“ z‘Trinke derf mer nit vergesse,
un später wills au „ebbis“ z‘Esse.
Soll us dem Kind emol „ebbis“ were,
mueß es halt au „ebbis“ lehre.
Kum kanns hocke uffeme Stuehl,
mueß es jede Tag in d‘Schuel.
Un wills „ebbis“ Bsunders were,
Mueß es büffle un schtudiere.
Denn nur wenn ebber „ebbis“ isch,
bringt er au „ebbis“ uff dr Tisch.
Damit ebber „ebbis“ leischte ka,
mueß er „ebbis“ rechts zum Esse ha.
Wenn ebber ebberem „ebbis“ git,
nimmt ebber gern au „ebbis“ mit.
Wie schnell het ebber ohni überleit,
ebber über ebber „ebbis“ g‘sait.
Un wenn ebber sich nit wehre ka,
no isch au meischtens „ebbis“dra.
Jetz möcht ich jedem „ebbis“ sage:
Wer „ebbis“ het, der derf nit klage.
Denn eines derf mer nit vergesse,
viel Lit hän nitemo1 „ebbis“ z ‘Esse.
Wenn jeder ebberem „ebbis“ git,
no nimmt au jeder „ebbis“ mit.
Un „ebbis“ des duet jedem guet:
Wenn er ebberem „ebbis“ Guetes duet.
S Rieberli.
 
Dr Vatter het B‘suech - e vornehme Mann,
dem mr nur s allerbescht hiestelle kann.
D‘Mueter het scho ne Vesper serviert,
dr Gast het au scho e Glas Elbling probiert.
Un jetz stehn uffm Tisch e so köstlichi Sache,
wu scho bim Anblick s Herz afangt z‘lache.
Leber- un Schwarzwurst, ganz frischbache Brot,
Speck un Schunke so saftig un rot.
Im Gast läuft s Wasser zämme im Mül,
er kriegt ganz plötzlich e Hungergfühl,
so daß ers fascht nimmi verwarte ka,
bis endlich ebber fangt z‘Esse a.
Doch grad fallt im Vatter noch ebbis ii,
do derzue ghert noch e bessere Wii.
Er winkt sienem Bue, wu im Hintergrund stoht,
der kunnt jetz an Tisch, isch im G‘sicht eweng rot,
schinant duet er sieni Finger verknote,
Dr Vatter sait: “Dü holsch jetz e Krueg Rote.
Er druckt sienem Bue e Schteikrueg in d‘Hand,
un sait ihm: “S isch s hinterscht Fass an dr Wand“.
Scho rennt dr Bue in dr Husgang nii,
do fallt im Vatter ebbis wichtiges ii.
Bis jetz war dr Bue nur am Trinkwiifass,
dert isch e Hähnli, do macht s rüslo Spass.
Doch bineme Hähnii do kunnts mengmol vor,
daß sich Kienli sammle im Hahnerohr.
Drum macht er im Faß mit dem bessere Wii,
statt em Hähnli lieber e Rieberli nii.
Bim „Guete“ do macht des einfach Sinn,
weil im Wii dmo keini MückIi sin.
Doch bim Rüslo het s Rieberli sieni Tücke,
in eme Kind kann do schonemol ebbis mißglücke.
Drum tät er am liebste jo selber go,
doch er kann dr Gast nit allei hocke lo.
So pfifft er si Xaverli noch emol z‘ruck,
un macht seinem G‘wisse e kleiweng Druck:
„Pass mr jo uff bim Wii rüßlo,
un loß jo des Rieberli nit go,
du derfsch des nur e kleiweng löse,
uffpaase -  un nit nebeher döse.
Nitemol e Tröpfli derf drnebe,
sunscht kannsch hintenoh ebbis er1ebe.“
Dr Xaver isch innerlich arg irritiert,
wenn bloß mit dem Rieberli nit passiert.
Scho stoht er mit dem Kriegli am Faß,
vum Angstschweiß sin sieni Hand ganz nass.
Ganz vorsichtig duet er am Rieberli drille,
un langsam fangt sich s Kriegli a z‘fille.
Doch es kunnt nure winzige, dünne Strahl,
z erscht ischs im Xaver noch egal,
d‘Hauptsach s goht nit uff dr Bode,
fascht het er dr Krampf scho in dr Pfote.
Zmols denkt er, jetz mueß es schneller go,
sunscht stand ich in ere Stund noch do.
Vorsichtig loßt er s Rieberli noweng rüs,
un scho schießt e kräftige Wiistrahl nüs.
Dr Bue verschrickt, un just am End,
jagts ihm s Rieberli üs dr Händ.
S fliegt mitte in dr Keller nii,
bis fascht ans ander Faßlager hie.
Doch trotz dem Schreck reagiert er noch,
un steckt schnell s Fingerli ins Loch.
Un plötzlich wird‘s ganz still im Keller.
im Bue si Herzli schlägt noch schneller.
Dr Schweiß druckts ihm üs alle Pore,
un er het fierigs-roti Ohre.
Doch er isch schlau un couraschiert,
bis jetz isch jo noch nit passiert.
Kei Tropfe kunnt meh üss em Loch,
un s Fingerli g‘schwillt langsam noch.
Doch wie solls jetz witter go?
Er längt nach dem Rieberli enanderno,
er reckt un streckt sich, doch s längt halt nit,
des Ding des liegt halt eifach z‘witt.
Jetz bloß nit dr Finger üssem Loch,
nochemol strecke, viellicht längts doch.
Nei -  er kann sich noch so strecke,
er kriegt des Rieberli nit ums Verrecke.
Grad nur e Handbreit fehlt ihm noch,
aber dr Finger derf nit üssem Loch.
Er isch ganz verzwiefelt, dr arme Bue,
do fallt sie Blick uf dr linke Schueh,
scho ziegt er en üs un nimmt e in d‘Hand,
domit kunnt er fascht bis an d‘ander Wand.
Endlich, endlich jetz hets klappt,
schnell het er den Stöpsel g‘schnappt.
Doch s nägscht Problem des ahnt er scho,
wie soll des jetz wieder go?
Finger rüs uns Rieberli nii,
un zwischeduri rennt dr Wii.
Des kannsch mache wie dr witt,
ohni Pflädder goht des nit.
Doch uf dr Bode darf kei Tropfe,
dr Vatter dät ihn sunscht verklopfe,
drum hebt dr Xaver flink im munter,
bim Wechsle schnell dr Schlappe drunter.
Bis endlich isch des Rieberli zue,
goht e gherige Pflatsch in Schueh.
Un jetz, wu hie mit dem Schueh voll Wii?
Er kippts ganz einfach ins Kriegli nii.
Des isch jetz voll bis an dr Rand,
ob dr Vatter wohl ebbis spannt?
Vorsichtig goht er ins Zimmer nii,
un stellt uf dr Tisch dr Wiikrueg hie.
„S wird langsam Zit“ sait dr Vatter bloß,
un dr Xaver isch sämtlichi Sorge los.
Bim probiere do sait dr Vatter: “perdü,
der Wii het hit e ganz bsundere Güü.
Der wird immer besser schients mit dr Zit,
ob des wohl an dem neue Eichefaß lit“?
Dr Bue der denkt, un grinzt in sich nii
ich weiß wurum der so schmeckt, der Wii.
Oh je wenn er des tät wisse mi Pappe,
der bsundere G‘schmack kunnt doch vii miem Schlappe.
 

 E schene Grueß vum KAISERSTUEHL UN TUNIBÄRG
Ein schöner Gruß vom Kaiserstuhl und Tuniberg
www.noth.net