Josef Anton Bueb

Josef Anton Bueb war ein Sohn des Breisacher Ratschreibers Carl Hermann Bueb. Wegen dem frühen Tod des Vaters musste die vielköpfige Familie sich finanziell einschränken. Josef machte eine kaufmännische Lehre bei der Tapetenfabrik Erismann. Im ersten Weltkrieg meldete er sich freiwillig. Danach war er wieder tätig bei Erismann; 1938 verschlug es ihn in die Niederlausitz, wo er an der Höheren Fachschule für Textilindustrie studierte; dort heiratete er auch. Nach Tätigkeiten in Berlin und Frankfurt wurde er in den Krieg eingezogen. 1946 kehrte er aus amerikanischer Gefangenschaft nach Breisach zurück und wurde Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Freiburg. 1948 bis 1962 war er Bürgermeister der Stadt Breisach. Er trat ein schweres Erbe an:

Josef Anton Bueb - Bild aus "Bißangeli"

Josef Anton Bueb (1897 - 1974)

Breisach war im Krieg zu 85% zerstört worden. Buebs Amtszeit stand in Zeichen des Wiederaufbaus und der Versöhnung. Viele angestammte Bürger hatten die Stadt wegen Krieg und Zerstörung verlassen, doch noch mehr Menschen zogen nun neu zu, durchaus gefördert vom Bürgermeister - die Stadt erreichte einen Anteil von 40% Flüchtlingen.1950 fand in Breisach eine Europa-Abstimmung statt, initiiert von der internationalen "Europäischen Bewegung" und gefördert vom badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb. Bei einer Beteiligung von 87,5% stimmten 95,6 Prozent der Wahlberechtigten Breisachs "für die Beseitigung der politischen und wirtschaftlichen Grenzen innerhalb Europas und für den Zusammenschluß aller Europäischen Völker zu einem Europäischen Bundesstaat". Maßgeblich beteiligt am Erfolg dieses Friedensvotums war Bürgermeister Bueb, der "Europa-Sepp". Der beliebte Politiker schwebte nicht über den Menschen seiner Stadt, sondern war einer von ihnen. Sehr eindringlich dokumentieren dies seine Gedichte in Breisacher Mundart, die er Anfang der 50er Jahre zu schreiben begann. Sein Büchlein Bißangeli - Alemannischer Humor vom Oberrhein mit über 50 Gedichten erschien 1959 und erlebte bis 1962 drei Auflagen mit Siebentausend Stück - ein ungewöhnlicher Erfolg. 1996 organisierte Buebs Sohn Eberhard eine weitere Tausender-Auflage des Bißangeli. Mit den Gedichten Josef Anton Buebs ist der Breisacher Mundart, die in den Jahrzehnten nach dem Krieg wegen den demografischen Veränderungen stärker als andernorts zurückging, ein Denkmal gesetzt.

Biografische Hinweise: Dietrich Bueb

 

Kostproben:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Niikeit
 
Uff ä alde Wiideschdumpe
Döet ä ängschdlig Häsli gumbe,
Hoch schdeht ’s Wasser in d’r Gräbe,
Rette will’s sii junges Läbe.
 
D’Not vum Häsli schiint willkumme
Sällem Wilderer, dem dumme,
Dä’s vum Weidling üs will länge,
Doch er blibbt am Schdumbe hänge.
 
Unn sii Weidling sieht er triibe,
’S Häsli kann sich d’Pfoote riibe,
Denn es nimmt ä Satz in Nache,
Fahrt d’rvu, - was will er mache?
Ä trift’ge Grund
 
Diä Böebe in d’r zweite Klass
Erläbe hitt ä nette Schpaß,
Glei in d’r erschte Morgeschtund
Bim Freilein Lehrer Kunigund.
 
Sie sait: "So lege d’Händ scheen hii",
Was jede macht, well’s so möeß sii,
Nur sälle nitt, d’r Mäder-Güscht,
Dä macht mit einer Hand ä Füscht.
 
D’r Lehreri paßt des halt nitt,
Sie kummt zum Güscht im schnelle Schritt:
"Wurum leg’sch Dü diä Hand nitt hii?
Dü bisch doch sunscht so brav als g’sii!"
 
Er merkt, daß jede zöe ihm schielt,
Do wird’r rot unn blaß und hiilt:
"Oh jeh! Ich hab doch, Freilein Brand,
Ä Maiekäfer in d’r Hand!"
 
 
Dr Angelwurm
 
Am Rhii kann’sch angle iiberall,
Im Hafe nur isch’s nit d’r Fall,
D’rwege schdeht ä Schild am Bord,
"Verboten ist das Angeln dort!"
 
D’r Angler-Doni weiß des äu,
Dä aber isch besunders schläu
Unn hängt am Hafe d’Angel ni. -
Des wird jo kei Verbreche sii.
 
Bis jetz het bisse nit ä Schwanz;
Verdammt, do kummt d’r Schandarm Franz,
Unn schdreng het er dä Schdrolch belehrt,
Er schdellt d’r Doni wiä sich’s g’heert.
 
D’r Doni sait: "Ich angel nit!"
Do kummt d’r Schandarm nimmi mit
Unn briält: "Dü hesch ä Wurm do draa!
Dü witt mich wohl zum Narre haa!"
 
Jetz fallt dem Doni d’Üsred ii,
Er schielt unn brummt zum Schandarm hii:
"Im Rhii, do bisst ä göete Hecht nur aa,
Wenn ich d’r Wurm im Hafe badet haa!"
D’Üskunft
 
Mit zwei schweere Kuffer in de Händ
Kummt ä Reisende vum Bahnhof g’rennt,
Trifft ä Böe, wu mit sii’m Kärrehi
Söecht vum Ross diä runde Bällehi.
 
Sait dä Mann: "Wo ist die Ziegelei?" -
"Weiss ich nit!" unn macht sich glei uff d’Bai,
Schdeh losst er dä Mann in siinem Schweiss,
Rennt wieder z’ruck; jetz weiss er ebbis Neiss.
 
Frogt ihn dä Mann: "Nun, Du weisst Bescheid?" -
"Eiri Ziägelei losst mich umkeit!"
Riäft dä Böe unn het ihn selber g’frogt:
"Wisse Ihr, wu ä Hüffe Rossmischt hockt?"
 
 
’s Sackgeld
 
Als Knecht döet häudere d’r Sohn,
D’r Vatter git’m z’wenig Lohn,
Dä längt noch nit emol fir’s Beer,
Sii Beit’l isch halt schdändig leer.
 
An Fasent brücht mi Fränzli Geld,
Wiä jede Narr uff däre Welt,
Er denkt: "Am g’scheit’schde, ich versetz
Ä Doppelzentner Weize jetz."
 
Nit lang, do garrt diä Biihnischdäg,
Denn’s Fränzli isch scho uff’m Weg,
Um z’schleppe schnell dä Weizesack
In d’Jüdegass, zum Händler Mack.
 
D’r Vatter sieht nit ohni Brill’,
Daß ’s Fränzli nuckwärts runter will,
Unn riäft’m zöe: "Was traisch in’s Hüüs?
Ich will nix Fremd’s, trag’s wied’r nüss !"
 
"Oh Vatter, sei doch schdill jetz bloß,
Dä Sack het g’lege uff d’r Schdrooß,
Er isch vum Wage runterkeit,
Unn g’heert im Mäckli! - weisch jetz B’scheid?"
 
"Unn wenn m’r wäre glei in Not,
Wott ich uff so’ne Art kei Brot",
Döet jetz d’r Vatter briäle lütt,
"Häu ab, dü Tropf, sunscht bisch kabütt!"
 
Des Fränzli folgt nadiirlig glii,
Verschmitzt lacht er in’s Fischtli nii:
"Was will ich meh, ich geh zum Mack, -
Unn schdeck so dnissig Mark in Sack!"

E schene Grueß vum KAISERSTUEHL UN TUNIBÄRG
Ein schöner Gruß vom Kaiserstuhl und Tuniberg
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