www.noth.net/lueginsland/blog.htm

12. Januar 2023
Ein Blick nach Verdun

   Mein Großvater kämpfte im Ersten Weltkrieg bei Verdun. Aus gegebenem Anlass möchte ich mal zurückblicken. Im Fort Vaux bei Verdun kämpfte ein größerer Trupp Franzosen gegen die vorrückenden Deutschen, bis sie fast völlig aufgerieben waren. Im Militärpass meines Großvaters Ernst steht: "16. 5. - 1. 6. 16 Kampf um Fort Vaux", in einem weiteren Eintrag "3. 6. - 7. 6. 16 Kämpfe in u. bei Fort Vaux". Möglicherweis war mein Großvater direkt dabei. Er starb kurz vor meiner Geburt an den Spätfolgen einer Giftgas-Verletzung.
    Die französischen Verteidiger der Festung Vaux hatten keine Verbindung mehr nach draußen außer Brieftauben; als diese im Giftgas verendet waren, brachen Todeskommandos aus um zu versuchen, Kontakt mit den französischen Truppen aufzunehmen. Als die Verteidiger nur noch eine Handvoll und fast verdurstet waren, ergaben sie sich.
    Die Festung ist heute ein Museum und in einem Infoblatt heißt es: "Am 24. Mai [1916] übernimmt Mayor RAYNAL das Kommando des Forts. Er hatte das traurige Privileg es den Deutschen am 7. Juni 6 Uhr morgens zu übergeben. Die Deutschen überwiesen ihm und seinen Männern die militärischen Ehren und der Kronprinz schenkte diesem einmaligen Soldaten seinen Degen." In der Wikiblödia, hier einmal nicht blöd, ist es etwas anders dargestellt: "Am ... 8. Juni, wurde Raynal von Kronprinz Wilhelm, dem Befehlshaber der 5. Armee ... mit einer 'ritterlichen Geste' geehrt. Er überreichte dem Gefangenen den Degen eines anderen französischen Offiziers, weil Raynal seinen eigenen im Kampfgeschehen verloren hatte. Wilhelm zeigte sich von der 'bewundernswerten Verteidigung' beeindruckt und informierte Raynal darüber, dass er in seinem Heimatland einen der höchsten Orden der Légion d'Honneur zuerkannt bekommen hatte. Raynal bedankte sich mit der Bemerkung, Wilhelm sei keineswegs 'der Affe, den unsere Karikaturisten aus ihm gemacht haben' ".

    Nun erinnern wir uns an die heute übliche Kriegsführung: Der Ami zerstört den Irak, bombt ihn aus und lässt Saddam Hussein durch einheimische Schergen hängen. Die Massenvernichtungswaffen, die die USA als Kriegsgrund angaben, hatten nie existiert, wie später der ehemalige Außenminister Colin Powell zugab. In Libyen zerbombten die Masters of War aus den USA, Frankreich und anderen Ländern ebenfalls Städte und überließen Präsident Gaddafi einheimischen Schergen, die ihn fassten und "pfählten" (bitte googeln, was das ist). Und und und.
    In Verdun gibt es tausende Soldatengräber, dort liegen vor allem Deutsche und Franzosen. In einem riesigen Gebäude dort, das ein in der Erde steckendes Schwert symbolisiert, liegen im Keller die Knochen von unzähligen Soldaten, Deutsche und Franzosen durcheinander. Man hatte diese zerfetzten und zerstreuten Körperteile nicht mehr einem bestimmten Soldaten zuordnen können. Die Knochen der deutschen, französischen und englischen Kriegsherren liegen in Gruften auf dem Friedhöfen der Hauptstädte. Von ihnen musste keiner im Felde sterben.