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8. Februar 2022
Burte und Westernhagen

    Derzeit wird auf vielen Demonstrationen gegen das Corona-Regime das Lied "Freiheit" von Marius Müller-Westenhagen gesungen. Nun hat aber Westernhagen auf seiner Facebook-Seite ein Bild gepostet, auf das er "Freiheit" drüberschreibt und sich impfen lässt. Viele halten das nun für Verrat und das Bild geradezu für ein Symbol von Unfreiheit. Kann ich gut verstehen.
    Aber wenn man ein Lied für Kunst erachtet, gehört es nicht mehr allein seinem Schöpfer. Gute Kunst verallgemeinert immer so, das es verschiedene Denker in verschiedenen Situationen gut finden können. Berthold Brecht zum Beispiel gilt als einer der größten Dichter des 20. Jahrunderts, sein Schaffen drehte sich um Freiheit und Befreiung. Aber er stieg in der Sowjetischen Besatzungszone und in der späteren DDR zum ersten offiziellen Kulturrepräsentant empor. In der Sowjetunion wurde er 1954 mit dem Internationalen Stalin-Friedenspreis geehrt. Für die Jüngeren: Stalin war so etwas ähnliches wie Hitler. Zu meiner Schulzeit in Breisach war Brecht Pflichtlektüre an den Gymnasien - das war kein Zeichen von Toleranz, sondern viele Lehrer hatten sich damals schon dem linken Zeitgeist zugewandt. Seine Werke bleiben aber bis heute allgemein anerkannte Kunst und auch ich kann nicht anders als vieles von ihm zu bewundern.
    Hermann Burte galt seit 1913 bis 1945 als ein bedeutender deutscher Schriftsteller, er war auch der bekannteste und beliebteste alemannische Dichter in Oberbaden noch bis in die 60er, 70er Jahre hinein. Seine alemannischen Gedichte wurden an Schulen gelernt, fast kein Treffen, keine Zeremonie ohne Gedichte von ihm. Er war auch bei manchen Linken beliebt. Eine solche Verehrung durfte außer Johann Peter Hebel kein anderer dichtender Alemanne vor und nach Burte erleben. Dann begannen linke Medienkampagnen gegen den Dichter. Da er 1936 in die NSDAP eingetreten war, behaupteten die Kampagnenführer, auch sein Werk sei nationalsozialistisch kontaminiert und nicht mehr zu gebrauchen. Die Kampagnen zeitigten Erfolg und heute kennt in Oberbaden fast kein Jüngerer mehr Hermann Burte. Zu Unrecht. Die meisten seiner Werke sind und bleiben Kunst und sind es wert, gelesen und zitiert zu werden. Hermann Burte war in seiner Seele übrigens Deutschnationaler und kein Nationalsozialist.
    Unsere heutige gesellschaftliche Misere bahnte sich verstärkt seit Merkel an, dieser Abkömmling der kommunistischen Gesellschaft der DDR trieb die CDU und Deutschland immer mehr nach links. Heute regiert eine linksgrüne Koalition, in der selbst die FDP sich nach links und grün angepasst hat. Der Schrei nach Freiheit und das Lied für Freiheit richtet sich heute grob gesagt gegen die ganzen linken und nach links abgedrifteten Altparteien und ihre Medien. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin kein Linkenfresser. Habe 2005 die LINKE gewählt, weil sie die einzige Partei war, die gegen den Krieg der Amerikaner usw. gegen den Irak gesprochen hat. Und zu Westernhagens Lied: Es ist trotz seines linken Urspungs sehr passend und braucht nicht entsorgt zu werden. Auch wenn Marius sich grün und blau ärgert.
    Es gibt aber auch aktuelle Freiheitslieder, darunter "Selber denken" von Taylor und einen Rap von Alman52 "Unsere Kinder"! In Freiburg wird immer auch das alte Lied "Die Gedanken sind frei" gesungen.