8. April 2020
Gaulands "Vogelschiss"
in der Badischen Zeitung
Corona hin, Corona her - der Kampf "gegen Rechts" muss weiter gehen. Und
so bringt die Badische Zeitung wieder einmal einen die ganze Seite drei
füllenden Artikel, dessen Überschrift in 2 cm hohen Lettern verkündet:
"LIEBEVOLLER GROSSVATER UND NAZITÄTER". Nicht immer ist bei solchen
Kampfschriften gleich ersichtlich, dass es sich um eine "Instrumentalisierung
unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken"
(Martin Walser) handelt, aber dieses Mal beginnt das Pamphlet
bereits im zweiten Satz, gegen die AfD zu polemisieren: Die AfD und ihr
Fraktionschef Alexander Gauland hätten die Zeit des Nationalsozialismus
einen "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte genannt. Dann bringt das
Blatt über fünf Spalten, was dem damaligen Bürgermeister von Haltingen,
Gerrit Oldeboershuis, an Verbrechen vorgeworfen wird, der auch
SS-Hauptsturmführer war. Im Beichtstuhl sitzen die Tochter und drei
Enkel des SS-Mannes, sie bekennen die Sünden ihres Großvaters bzw.
Vaters und distanzieren sich
davon; die Beichte hört Annemarie Rösch, die Priesterin von der
Badischen Zeitung. Der Artikel endet wie er beginnt: Die Nachkommen
freuen sich darüber, dass die AfD neulich bei der Wahl in Hamburg aus
den Senat geflogen sei (sie kam dann doch hinein.) "Wehret den
Anfängen", sagt einer der Enkel dazu. Mir der Distanzierung auch von der AfD
ist die Seele rein; die Absoltion wird erteilt.
Liebes Deutschland! Solange Du Dich mit aus dem Zusammenhang gerissenen
Zitaten bluffen lässt, wird es nicht besser mit Dir. Solange folgst Du
der Rattenfängerin in den Abgrund. Das
Gaulandzitat lautet im
Zusammenhang:
"Aber wir wollen weder in der Welt noch in Europa aufgehen. Wir haben
eine ruhmreiche Geschichte, die länger dauerte als 12 Jahre. Und nur
wenn wir uns zu dieser Geschichte bekennen, haben wir die Kraft, die
Zukunft zu gestalten.
Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die 12 Jahre. Aber,
liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in unserer
über 1000-jährigen Geschichte. Und die großen Gestalten der
Vergangenheit von Karl dem Großen über Karl V. bis zu Bismarck sind der
Maßstab, an dem wir unser Handeln ausrichten müssen. Gerade weil wir die
Verantwortung für die 12 Jahre übernommen haben, haben wir jedes Recht
den Stauferkaiser Friedrich II., der in Palermo ruht, zu bewundern. Der
Bamberger Reiter gehört zu uns wie die Stifterfiguren des Naumburger
Doms.
Liebe Freunde, denken wir immer daran, dass ein deutscher Jude, Ernst
Kantorowicz, den Ruhm des Stauferkaisers beschrieben hat. Nein, der
Islam gehört nicht zu uns. Unsere Vorfahren haben ihn 1683 vor Wien
besiegt. Aber das deutsche Judentum von Ballin und Bleichröder über
Rathenau und Kantorowicz war Teil einer deutschen Heldengeschichte, die
Hitler vernichten wollte.
Liebe Freunde, uns muss man nicht vom Unwert des Nationalsozialismus
überzeugen. Wir haben diesen Unwert im Blut. Aber, liebe Freunde, wer
eine Rot-Kreuz-Flagge aus den letzten Tagen des Kampfes um Berlin
entsorgt, hat keine Achtung vor soldatischen Traditionen, die es
jenseits der Verbrechen auch in der Wehrmacht gab.“
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