An die öffentlichen Repräsentanten in Oberrotweil! Bei der Beerdigung von Ewald Räpple im Dezember 2000 sprachen die allermeisten der fast 10 Rednerinnen und Redner von „Obarottweil“ oder „Oberrottweil“. Dem Verstorbenen – er gehörte unserem Gründungsvorstand an – wäre dies nie eingefallen, er sprach sehr gut Hochdeutsch, nannte unsern Ort dann aber Oberrotweil, mit gedehntem o in rot. So gut wie alle älteren eingeborenen Rotweiler Frauen und Männer sprechen oder sprachen unseren Ortsnamen im Hochdeutschen ebenso aus. Dies kommt aus der Geschichte: Der Name geht auf die Zeit zurück, als die Alemannen den Breisgau besiedelten und römische Siedlungsreste vorfanden. Sie nannten diese ehemaligen Siedlungen Wila – nach der römischen Bezeichnung villa rustica (Gutshof). Römische Trümmerreste haben sie auch da vorgefunden, wo heute Niederrotweil liegt (namentlich im Flurstück Ziegelfeld). Irgendetwas dort muß ihnen rot erschienen sein – vielleicht herumliegende Ziegel, vielleicht eine Tonfärbung in der Erde. Sie bezeichneten das Gelände daher als „Rote Wila“. Um ca. 700 n. Chr. ließen sie sich dort nieder. Eine gesicherte schriftliche Überlieferung des Namens ist aber erst aus dem Jahr 972 vorhanden – Rótuuila (sprich: Rotwila). Später schliff sich dieser Name zu Rotwil ab. Gemeint war damit ursprünglich die untere Siedlung. Als dann der obere Teil des Tals besiedelt wurde, fiel auch dieser unter die Bezeichnung Rotwil. Im Dialekt lebt die Bezeichnung Rotwil für beide Teile, Nieder- und Oberrotweil, bis heute fort. Vom 16. Jahrhundert an wurde die alemannischen Namensform allmählich durch die hochdeutschen verdrängt, man schrieb dann Rothweyl, Rothweil und ähnlich, daneben auch Oberrothweil, Niederrothweil usw. Als offizieller Ortsname kristallisierte sich in der Neuzeit Rothweil heraus, er herrschte bis 1906. 1906 wurde Rothweil durch einen Erlaß des Großherzogtums Baden in Oberrotweil umbenannt. Sein th verlor es wegen der Schreibreform von 1901, die Baden nun auf die Ortsnamen anwandte. Das Ober- bekam es, um den Unterschied zu Rottweil am Neckar augenfälliger zu machen. Oft war Post für Rothweil in Rottweil gelandet. Mit der Schreibreform war jedoch keine Reform der Aussprache des Grundworts Rothweil beabsichtigt. Auch nach der „neuen“ Schreibung war rot, wie zuvor roth, durchaus lang auszusprechen, genau wie tot, Boot, Los usw. Eine Aussprache Oberrottweil (mit kurzem o) war und ist sowenig gerechtfertigt wie eine Aussprache Schellingen für Schelingen, Irringen für Ihringen, Ballingen für Bahlingen, Romm für Rom. Durch die Hör- und Sehmedien, wo Personen, die unseren Ort und seine Geschichte wenig kennen, den Ton angaben und angeben, wurde in den letzten Jahrzehnten die Bezeichnung Obarottweil eingeführt. Sie wurde auch von etlichen jüngeren Oberrotweilern übernommen. Inzwischen müssen die Schulkinder meinen, daß dies die korrekte Form sei, wenn sie sie überwiegend so hören – selbst in der Bahn, die das Dorf täglich mit „nechsta Halt Obarottweil“ ankündigt.* Wir empfehlen jedoch, bei der alten Aussprache Oberrotweil zu bleiben. Unser Dorf verdient es, korrekt bezeichnet zu werden. Auch Fremde werden es als Selbstachtung verstehen und anerkennen, wenn man ihnen den Namen erklärt: Rotweil. Mit gedehntem o, wie in Rotwein. |
*) wurde nach mehreren Eingaben inzwischen von der Bahn korrigiert - Dankschen!