Wu isch Alemanniä?

Mr findets im hischtorische Atlas, aber uf keinere moderne Landkart. Ischs villicht iberal derte, wus Alemanne het? Mache mer emol e baar Stichbrobe:

Friiburg im Briisgaü. Mer gehn in d Cafeteria vu dr Uni - mer spitze d Ohre - mer hert alles, nur ke Alemannisch. Do simmer ball fertig. E fescht umgränzt Territorium ka Alemanniä nimmi sii. Hegschtens eins, wu üssiiht wiä e Schwizerkäs.Dulce et decorum est pro patria muri! Im drissigjährige Griäg wird no gnue Glägeheit drzue sii!

Mer kennte jetz uf Ändinge (im Badische oder im Aargau), uf dr Kaiserstuehl (im Kanton Unterwalde oder im Briisgaü). Do däte mer Alemanne finde. Mer wänns-is aber nit z eifach mache un fahre - uf Afrika.

Togo - mer hocke z Dapango im Campement, des isch e Art Gartewirtschaft, s Stammlokal vu dr Entwicklungshälfer, wu derte in dr Gegned sin. S git bayrisch Biär, aber alles ander isch franzesisch: une pression, s‘il vous plait, muesch sage, wänn dr eso e Seidel witt. Mi Gaschtgäber, dr Henning, isch e Nordditsche, d Willi isch üs Hesse, si Kolleg, dr Deniz, isch e Elsässer, un dr viärt, dr Jean-Claude, isch schiints üs Innerfrankrich. E mords Kuddelmuddel: Wänn-i mit em Elsässer alemannisch schwätz, verstoht sunscht niäme nyt, wämmer hochditsch schwätze, verstoht dr Gallier nyt – so kunnts, ass mer meischtens miän franzesisch rede, was alli kenne. Eimol frog-i dr Jean-Claude, dr Franzos, wu ner här kunnt. Är sait: De Colmar. Was saisch, vu Colmer? No verstohsch doch elsässisch? Je ne comprends rien, sait dr ander, nous, on n’a jamais parlé l’alsacien en famille. Schad drum, no burle mer jetz halt wider Franzeesch.

 Dr Zuefall wills, ass diä ander Wuch si Mütter kunnt un är si mitbringt ins Campement. Si schwätzt Franzesisch. Gäll ihr sin vu Colmer?, sagi zue-nere. Sälli verstüünt sich un sait: He jo! No schliäßt sich e wunderscheni Unterhaltig a, si schwätzt elsässisch, s sprudlet numme so üs-ere rüs, ohni diä ringscht Spür Hochditsch drin, allerdings ab un zue mit eme gleine oder große Mocke Franzesisch durchsetzt.

Isch des villicht Alemanniä, e Stickli drvu, wänn e baar Alemanne uf einem Hüffe sin? Ass es z Afrika isch, wär nit schlimm. Aber wänn d Miätere un d Vättere ihrene Kinder d Sproch nimmi lehre, was blit no ibrig? Alemanne, wu sich nimmi verstehn – Österreicher, Schwizer, Deutsche un Français. Un sälli, wus no kenne, vertlaüfe, wiä dr Deniz. Dr het si Liäbschti mit heim an dr Rhiin brocht – e Afrikaneri. Derte isch mer wennig begeischteret gsii – wäge däm isch-er wider furt mit-ere, ins Baskeland. Er nimmt emol si Sproch mit ins Grab.

Kamerun – des het dr Willi erläbt, wu-ner emol e Kolleg bsuecht het. Dr quält sich dur dr Ürwald un kunnt ändlig an dr Boistell a. Alles eweng unibersichtlig, un dr Erwin, dä wu des Brojäkt leitet, isch niäne z sähne. Dr Willi riäft e baar Mol Erwiiiin!, un no kunnt üs ere Gruebe d Antwort: Wa isch? Dä Bsuecher goht ani, luegt nii un siiht do – e Neger mit ere Schüüfle. Des ka doch nit sii! Er riäft – eweng verdatteret, eweng liisliger, nomol Erwiin, un dr Afrikaner git Antwort: Der isch etz it do, der isch noime na gange go Werkzeig holle.

Dä Erwin – des isch d Lesig vum Rätsel – het eweng Broblem mit em Franzesische gha. Aber sini Lit im Brojäkt mit em Schwebische nit. So hän etligi Kameruner zimli guet Schwebisch vu-nem glehrt. Isch des villicht Alemanniä? Wänn d Alemanne an ihrere Sproch feschthebe? (D Schwobe ghere, hischtorisch gsähne, aü zu uns oder mir zu ihne.) Ass in däm Stickli Alemanniä Schwarzi alemannisch schwätze, isch ke Broblem. Sälli uf dr Boistell hän viil mit uns Badener un Elsässer gmein - unsereins richtet sich nämlig alliwiil noch allene andere. S Broblem sin ender eweng d Erwin. Esonigi hä mir do im Elsiss un im Badische aü – wu johrelang, johrzehntilang do wohne un d hiäsig Sproch nit anämme, wu andere ihrini ufzwinge (e baar bewusst, diä meischte unbewusst). Schwamm driiber. D Sproch isch 1. Briefmarke in Burkina Faso - kein Politikerkopf, sondern eine stolze Afrikanerin eins, aber nit alles. Dr Kamerun-Erwin isch sunscht e rächte Kärli gsii - und diä hiäsige Erwin sins meischtens aü.

Sinkanse - e winzige Gränzibergang zwische Obervolta un Togo. Mer sin s einzig Aüto, aber mer miän warte. Si hänke grad d Schilder ab, wu Haute Volta druf stoht - dr franzesisch Kolonialnamme vu däm Land. Uf dr neije Schilder isch Burkina Faso gschriibe. Des isch in ere afrikanische Sproch un bedittet, wiä mer speter erfahrt, "Land vu dr ufrächte Mänsche". Des isch jetz emol e gueti Idee, hani do dänkt, s sind derte sicher nit alli ufrächt un unbestächlig, aber s git dert allewäg dr Wunsch ... Isch des villicht e Fingerzeig uf Alemanniä?

S git ke Alemanniä ohni Wänn un Aber, s git friili dr Wunsch un d Megligkeit ... Anne 1993 han-i im Alemannische Dialäkthandbuech emol gschribe:

Die kulturellen Gemeinsamkeiten der Nachfahren der Alamannen am Oberrhein zeigen sich heute nicht mehr als selbstverständlich. Alemannische Eigenheiten zeigen sich bei der Bevölkerung am Oberrhein nur noch, wenn die Menschen sind, wie sie nicht sein sollen. So, wenn sie auf der französischen Rheinseite die verachtete und beargwöhnte Sprache sprechen. So, wenn sie in Südbaden den verachteten und verlachten Dialekt sprechen. So, wenn sie nicht Werkzeug oder Teil großer, fremder zentraler Strategien sein wollen, sondern am Eigenen hängen.

Jüngstes geschichtliches Beispiel für das “am Eigenen hängen“ und das “Herr im eigenen Haus sein wollen“ ist der Widerstand der regionalen Bevölkerung gegen die industriellen Großprojekte in Marckholsheim, Wyhl und an anderen Orten des Dreyecklands. Kein Wunder, daß es hier zu einer Rückbesinnung auf die alemannische Sprache gekommen ist. Das Klima unmittelbar an der Rheingrenze ist kühl, da halfen bisher noch so viele Bruderküsse zwischen den Herren aus den Hauptstädten nicht. Zu einer geistigen Überwindung der Rheingrenze und zu einer wirklichen Berührung der alten unmittelbaren Nachbarn ist es erst wieder in den Widerstandskämpfen der siebziger Jahre gekommen.

In einer Rede von Meinrad Schwörer aus Wyhl (Südbaden) bei der Besetzung des Bauplatzes eines geplanten Bleichemiewerks in Marckolsheim (Elsaß) am 20. 9. 1974 heißt es:

"Wiá há-mr-s dánn? Kaa-mr ásAnklicken! Serie mit Fotos von Meinrad Schwöreroo schwátzá, wiá-mr doo schwátzt normaalerwiis? Ich mein graad, ebis brofidiárá-mr doch bi dám ganzá Griág, wu iiber uns goht. Mr sáhná wider ámool, daß-mr zámmá ghäärá. Un mit nit anders bringá-mr des besser zuám Üsdruck wiá mit unserá eigená Sprooch, mit-erá Sprooch, wu sálli in Paris nit vrstehn, wu-si in Bonn nit vrstehn un wu sálli in Minchá au nit vrstehn, aber wu miir üs-em alemannischá Ráum alli vrstehn!"

Diese Worte wird man im kommenden Jahrtausend vielleicht nicht mehr verstehen. Die “eiga Sprooch, wu miir üs-em alemannischá Raum alli vrstehn“, wird dann im Elsaß vielleicht verschwunden und im Breisgau abgeschliffen und auf wenige Reservate zurückgezogen sein. Die Rheingrenze wird für DM, Franc oder Ecu weit geöffnet sein; für den Geist wird sie mangels Sprache schwerer zu durchdringen sein denn je.

S neij Johrdoisert isch do, d Vorüssag het sich nonit ganz erfillt. D Gränze sin uf, dr Euro rollt rum un num - aber aü d Mänsche gehn riber un niber. Mer setzt sich im Elsiss ii fir s Ditsch in dr Schuel - mit Erfolg - un im Badische gits jetz Franzesisch ab dr erschte Glass. Villicht lit do drin e Schangs, eweng vu unsere Nächi z bewahre. Diä Nächi, vu mir Alemanne häne un äne am Rhiin 1500 Johr lang zuenander gha hän.

Meh iber dr Meinrad Schwörer lueg do!

Die vorstehenden Überlegungen datieren aus dem Jahr 2003 und früher. Aus heutiger Sicht ist hinzuzufügen: Die Anti-AKW-Bewegung ist in einen Winterschlaf verfallen. Sie hat große Verdienste, ignoriert aber die neue Zeitbombe, die im Dreyeckland, ja, in ganz Mitteleuropa tickt: die islamische Masseneinwanderung, die seit der Grenzöffnung durch Merkel (CDU) und Gabriel (SPD), unter frenetischem Beifall der Grünen und Linken, lawinenartige Ausmaße annahm. Sie wurde nur durch die Grenzzäune der Balkanländer und die Kontrollen Österreichs auf mittlere Flamme zurückgedrosselt. Wie kann eine Bewegung, der die Natur, ihre Artenvielfalt und das Überleben so am Herzen liegt, die Verdrängung der einheimischen Bevölkerung und Kultur durch eine sehr dominante und kriegerische Politreligion übersehen?

Do gohts zruck zu dr Heimsitte!