7. Februar 2025
Napalm-Kanister auf Kaiserstuhldörfer
Heute hat die
Badische Zeitung erstaunlicher- und dankenswerterweise meinen folgenden
Leserbrief abgedruckt, die Überschrift der BZ lautet "Die anderen
zivilen Opfer fehlen". Es geht um ein "antifaschistisches" Mahnmal in Dorf
Oberrotweil.
"Mit der Installation eines Denkmals für die zivilen
Opfer des Nationalsozialismus spielt der Heimat- und Geschichtsverein
Oberrotweil eine Vorreiterrolle in der ländlichen Region. Das Projekt
wird unterstützt vom Vogtsburger Bürgermeister Bohn und von
Ortsvorsteher Senn. Ob bei dieser Unternehmung das nötige
Fingerspitzengefühl bewiesen wurde, ist eine andere Frage. In den sieben
Teilorten Vogtsburgs wurden vom Oberrotweiler Geschichtsverein bisher
vierzehn zivile Opfer des Nationalsozialismus ermittelt, sie werden nun
repäsentiert von sieben großen „Steinmännchen“. Diese Steintürme und
eine Metallpyramide sind vor den drei breiten Stelen mit den Namen der
Gefallenen der Weltkriege aufgebaut. Damit drängt die Installation für
die zivilen Opfer des Nationalsozialismus die Stelen mit den ca. 150
gefallenen Soldaten der Weltkriege optisch und ich finde auch symbolisch
in den Hintergrund.
Neben diesem massiven neuen Aufbau gähnt aber eine
große Leere. Die anderen zivilen Opfer von Diktatur und Krieg in den
sieben Dörfern Vogtsburgs fehlen nämlich. Das sind die
Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die die Flucht aus dem sowjetischen
Machtbereich überlebt haben und nach Vogtsburg verschlagen wurden, dann
die von Marokkanern in französischem Militärdienst vergewaltigten
Vogtsburger Frauen, wie in der Ortschronik nachzulesen ist, sowie zivile
Opfer von französischen und amerikanischen Bombenangriffen. In Achkarren
verbrannten drei Frauen durch das abgeworfene Napalm, in Bischoffingen
zwei weitere; auch ein Mann starb. Das hat Heimatkundler Willi Merkle in
seinem Buch ‚Die Jagdbomber kreisen‘ festgehalten. In Oberrotweil kam
der polnische Landarbeiter Franciszek Plachta bei einem Bombenabwurf in
der Lustelgasse im Rebgelände um. Die Installation steht unter dem Motto
„Nie wieder!“, aber schon wieder werden dem Zeitgeist entsprechend
manche hervorgehoben und andere vergessen.
Es ist eine Tafel mit Erklärungen zu dieser
Installation geplant. Wenn wenigstens hier sehr deutlich die vergessenen
Opfergruppen behandelt und das „Nie wieder!“ auch auf sie bezogen würde,
wäre die Fehlplanung etwas abgemildert."